Oh Tannenbaum
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Ein Tannenbaum hat schlechte Karten,e
denn er ist stattlich, fotogen.
Bald wird er, das ist zu erwarten,
als Weihnachtsbaum im Zimmer stehn.
Das wird ihm sicher nicht bekommen,
verloren geht ihm bald sein Duft.
Die Heizung macht ihn ganz benommen,
ihm fehlt vor allem frische Luft.
Der Nadelbaum hat auszubaden,
was andren eine Freude macht.
Die Schönheit stirbt in kleinen Raten,
und daran hat man nicht gedacht.
Das Christkind kommt, und alle singen:
'Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum',
ein Lächeln muss er sich erzwingen,
denn demnächst ist er aus, sein Traum.
Am Ende ist er nur Gerippe,
entwurzelt, ohne jeden Halt.
Er denkt zurück an seine Sippe,
denn die steht immer noch im Wald.