Ein off'nes Ohr
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Man hat für dich ein off'nes Ohr.
Verschweige nicht, was dich bedrückt.
Und kommt dir etwas spanisch vor,
dann spiele bitte nicht verrückt.
Man hat dich wie ein Huhn gerupft.
Und zog dich dann aus dem Verkehr.
Natürlich bist du leicht verschnupft.
Wo blieb nur deine Gegenwehr?
Man lässt dich nicht im Regen steh'n.
Auch wenn es dir so scheinen mag.
Du wirst nicht klanglos untergeh'n,
nicht Heute, nicht am Folgetag.
Man ist dir innig zugeneigt.
Und lässt dich deshalb nie im Stich.
Und wenn man dir den Vogel zeigt,
sei unbesorgt, man rettet dich.
Man nimmt sich immer für dich Zeit,
lässt alles liegen, hört dir zu.
Gebügelt wird dein Nervenkleid.
Man fragt dich aus: "Wo drückt der Schuh?"