Dem Flieder fehlt Vertrauen
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Dem Flieder fehlt vor allem das Vertrauen.
Und er hat Angst, dass eine Knospe platzt.
Die Zweige, die in Richtung Himmel schauen,
sind traurig, und die Stimmung angekratzt.
Der Flieder fröstelt, und das ist kein Wunder.
Denn auf der Strecke bleibt der Sonnenstrahl.
Die Zuversicht ging längst den Bach hinunter.
Er grantel-hubert, und spricht von Skandal.
Er möchte blühen, und in Frieden leben.
Die Blüten haben strengen Hausarrest.
Er möchte zwar sein Allerbestes geben.
Doch es misslingt, das stellt er sachlich fest.
Er ärgert sich, und das kehrt täglich wieder.
Vom schlechten Wetter bleibt er nicht verschont.
Und böse Miene macht der weiße Flieder.
Das ist für Mensch und Tier, ganz ungewohnt.