Am Sonntagmorgen
Ein Gedicht von
Roman Herberth
Am Sonntagmorgen hält die Zeit
bekanntlich ihren Atem an,
und sie geht keinen Schritt zu weit,
worauf man sich verlassen kann.
Noch ist es still im Treppenflur.
Es schlummert jedes Reihenhaus.
Bald schwärmt man aus in die Natur
mit Kind und Kegel, Mann und Maus.
Am Sonntag haben Pflichten frei,
es geht nicht um eine Schema F.
Und jeder fühlt sich wohl dabei,
denn jeder wird sein eigner Chef.
Kein Sonntag übt sich im Verzicht,
ein Leckerbissen wird serviert,
verschlungen wird das Leibgericht,
das man uns sonntags präsentiert.
Man freut sich auf den Tag des Herrn,
ob Heide oder Taufschein-Christ.
Man hat ihn ausgesprochen gern,
weil er uns allen heilig ist.