Der Mensch und die Freundschaft (aus LEICHT-Sinniges)
Ein Gedicht von
Roland Hass
Der Mensch sitzt oft allein zu Haus,
traut sich nicht aus der Wohnung raus.
Sei’s, dass das Wetter ihm zu kalt,
sei’s dass er glaubt, er wär zu alt,
und sieht so auch, der arme Wicht,
Verwandte, Nachbarn, Freunde nicht.
Demselben Menschen wird beklommen,
weil er kaum etwas wahrgenommen,
sich selbst in Einsamkeit schön weidet,
und andren jeden Umgang neidet.
Und schimpft, daß es ihm gar nicht frommt,
wenn keiner zu Besuche kommt.
So wird der Mensch, eh man’s versieht,
am Körper krank, krank am Gemüt,
und schließt voll Einsamkeit und Trauer
ein Leben, welches nicht von Dauer.
Gibt dies laut Testament bekannt
in Anzeigen mit schwarzem Rand.
Voll ist der Friedhof, die Kapelle
von Menschen an des Grabes Schwelle,
die dreimal mit der Schaufel schippen,
um Erde auf den Sarg zu kippen.
Und sich darüber herzlich freuen,
ihm Blumen in die Gruft zu streuen.
So gleicht sich aus in diesem Leben
nicht nur das Nehmen und das Geben.
Die, die Dich liebten, die Dir grollten,
Dich irgendwann besuchen wollten,
sind sie im Leben nicht gekommen,
dann wird der Tod dazu genommen.
Und die Moral, was sollst du lern’ ?
Hab Freunde stets!..... Und hab sie gern!
Teilst du mit Ihnen Leid und Glück,
bekommst es doppelt meist zurück.
Doch für die Freundschaft hier im Leben,
mußt Du bereit sein, auch zu geben.
(Wobei man auch als rechter Mann
sehr gute Feinde finden kann.)