Derealisation (Wie die Welt auf mich wirkt nach schweren Traumata)
Ein Gedicht von
Pfauenfeder
Ich wache auf, der Tag geht los;
Sag leb' ich oder träum' ich bloß?
Denn jene Welt wirkt fremd auf mich
Und wie verzerrt ist meine Sicht.
Seh' Dinge wackeln, Schemen zittern
Ein Schwindel kommt und geht in mir
Als wollte mir die Welt erwidern:
Die Kindheit liegt nicht hinter dir...
Die Psyche musst' den Schleier weben,
Um einst als Kind zu überleben,
Damit die Welt unwirklich wirkt;
Nicht wirklich so den Schmerz man spürt.
Wie abgetrennt von den Gefühlen;
So spürt man seinen Körper kaum!
Zwei Hände, die sich fremd anfühlen
-Mein eig'ner Körper wie im Traum!
Und allzu oft vergisst man Sachen,
Geht durch die Tür und weiß nicht mehr;
Wo man grad' ist, und auch nicht wer...
Sieht Leute, die gesund sind lachen
Und denkt wie gern man auch so wär.
Was ich zum Überleben brauchte,
Weil man mich einst als Kind missbrauchte,
Fühlt sich heut' nimmer nützlich an,
Doch läuft in mir als Schutzprogramm.
Noch immer glaubt es mir zu nützen;
Es will mich vor Gefahren schützen.
Und spaltet mich vom Körper ab,
Dass ich kein' Schmerz zu fühlen hab'.
So kann ich schwach den Leib nur spüren,
Der an mir fremd herunterhängt:
"Wer nichts mehr spürt, den kann man nicht berühren"
So hab das Trauma ich verdrängt...
Ich traf so viele, die wie ich sind,
Die immer noch ob früher litten...
Für die, die heut' für das Glück noch blind
Sind, will ich Gott um neue Augen bitten!
Dass wir voll Freude wieder sehen
Und muntern Schrittes vorwärts gehen
Können, hoff' ich für mich, hoff' ich für uns.
Aus tiefem Herz' und guter Gunst
Will ich für die, die für das Glück noch blind
Sind; Gott um neue Augen bitten!