Minus Mensch
Ein Gedicht von
Peter Ebinger
Es sind die letzten Sommertage,
trübe-fahl wie Blei, kein Laut
wilder Natur, von Vögeln, Bienen
erfüllt die Luft. Sie haben dieses
tote Land nicht mehr vertragen.
Zwischen ihnen und Unkraut
gab es keine Trennungslinien.
Es senkte sich oft feiner Nebel
auf endlose Kulturnatur.
Propellerkreischen war das Zeichen
sich zu entfernen, doch wohin, denn
eine Regel, lang verborgen,
ist: Gift, selbst in der kleinsten Spur,
folgt, uns am Ende zu erreichen.
Der Flugzeugpilot war ein Zyklop,
ein Auge mitten im Gesicht,
wo sonst die Nase ist - Glücksfall,
denn nichts mehr roch er wenn er
flog, durch Rauchwolken von brennenden
Rinderkadavern, ohne Sicht -
so sprühte er halt überall.
Sein Kind hat in dem großen Kopf
nur noch den Mund, der immer schreit.
Die Mutter wünschte ihm den Tod,
sie steckte es nach der Geburt in
einen Topf, es sollte weg,
die Grabhöhle war schon bereit -
was der Pilot ihr dann verbot.
Sie nennen es das Minuskind -
es lebt, und leidet für die Taten
jener Leute die im Wahn
von Selbstanbetung sagen, die
sind blind und ignorant,
welche zu mehr Vorsicht raten
bei deren profitablen Plan.
Fällt in der Nacht der schwarze Regen -
durch schmatzend-fauligen Morast
kriecht dieses larvengleiche Kind
mit andern, auf der Suche nach den
Wegen zu der optimierten
Welt der neuen Plusgesellschaft -
für die sie eine Lüge sind.
So führt ihr Schicksal uns im Kreis
zurück - bevor des Menschen Geist
beginnt zu forschen, zu erfinden,
und kreativ mit Fragestellung
und Beweis Lösungen sucht,
sich schließlich von Moral befreit -
um auf dem Bauch sich fortzuwinden.
Es sind die ersten Sommertage,
warm-leuchtend aus dem Zwielicht
nach langer Zeit gekommen.
Grün sprießt in dieses öde,
karge Land. Aus tiefer Stille und
von sanftem Wind getragen bricht
Lebendigkeit herein mit leisem Summen.