Meer der Tränen
Ein Gedicht von
Peter Ebinger
Verlass die Welt und ihre Regeln -
hell ruft die Glocke 'komm an Bord'.
Wir legen ab, bringen dich fort
mit wolkenhoch spiegelnden Segeln.
Und steigst du auf zum Oberdeck
hast die Befehle wohl befolgt,
stehst nicht auf Planken, sondern Gold,
wirfst jenes arme Leben weg.
Die besten Steuermänner kennen
den Kurs zu reichen Ankerplätzen.
Eroberer, die nach noch mehr Schätzen
gieren, sind wir, und wir brennen
ganze Städte, Länder ab.
Was kümmert uns das Schreien.
Wir feiern uns mit einem
rauschenden Bankett auf euerm Grab.
Wir kreuzen auf dem Meer der Tränen
von Horizont zu Horizont
und werden immer hoch belohnt.
Also, warum sollen wir uns schämen?
Der Luxus schäumt vor unserm Bug,
wir sind global unglaublich groß.
So familiär, gewissenlos
bekommen wir niemals genug.
Auf unsern Inseln leben wir
in märchenhaften Glaspalästen,
folgen unsern eigenen Rechten,
berauscht wie ein rasender Stier.
Unser Versteck ist wohlbekannt,
doch nützt es euch kein Stück.
Der Sturm, der euch ersäuft, zum Glück
bringt uns niemals den Untergang.
Staatsmänner drücken ihre Siegel
auf Freibriefe für unsere Fahrten.
So nennt uns unbarmherzige Piraten -
für uns gibt's weder Schloss noch Riegel.
Setzt man uns fest so kaufen wir
uns frei, sind wieder im Geschäft.
Verurteilt uns jetzt selbstgerecht,
und schwört ihr kennt nicht diese Gier.