Konsens
Ein Gedicht von
Peter Ebinger
Kommt plötzlich und unvorhergesehen mein Ende,
verwendet meine Organe, Beine, Hände,
um eines Fremden Leben neu zu nähren.
Auch mein schwarzes Herz soll man ihm nicht verwehren,
und irgendwann werde ich zum zweiten Mal sterben
und dunkle Tage werdet ihr von mir erben.
Mein schwarzes Herz wird wieder keimen.
Werden seine Nächsten auch um mich weinen?
Oder werden sie mich aus meinem Grabe zerren,
meinen Kopf mit scharfer Klinge abtrennen,
um ihn in eine tiefe Gruft zu sperren,
und meinen ausgehöhlten Körper verbrennen?
Eh, keine Gnade gibt es mehr in unserer Welt.
Kinder sterben in unseren Diamantenminen,
und das stumme Licht auf ihren Gräbern erhellt
unsere verkrebsten Gedärme. Unserm Wohle dienen
träumende Mädchen auf blutigen Knien
und junge Männer die vorm Siechtum fliehen.
Eh, kein Mitleid gibt es mehr in unserer Welt,
unser Blut wird von Hohn gepumpt und Spott.
Gemästet mit Gliederfetzen von verminten Feldern
wollen wir noch länger leben als ein gnädiger Gott,
als jene träumenden Mädchen auf blutigen Knien,
als jene jungen Männer die vorm Hungertod fliehen.
So kommt plötzlich und unvorhergesehen das Ende,
verwendet meine Augen, Knochen, Hände,
um eines Fremden Leben neu zu nähren.
Auch mein schwarzes Herz soll man ihm nicht verwehren,
und irgendwann werde ich zum zweiten Mal sterben
und dunkle Tage werdet ihr von mir erben.
Das schwarze Herz wird wieder keimen.
Seht mit meinen Augen, doch ihr könnt nicht weinen.
Kein Zweifeln an unserem Tun gibt es in unserer Welt,
da ist eine Rohheit tief in uns, die den Konsens erhält
mit der Hölle wo junge Männer uns als Kanonenfutter dienen,
mit den zerstörten Träumen der Mädchen auf blutigen Knien.