Wie es frühlingt...

Ein Gedicht von Norbert Westermayer
Spürst du, wie wunderbar es märzt
und bis in die Hormone schmerzt ?
Ach, die Knösplein sind so quillig,
und der Willi ist so willig !

Oh, wie`s in Bäumen, Büschen blütet,
wie allenthalben es gemütet,
wie`s so dringlich-heftig säftigt !
Und überall wird es bekräftigt:

Guck mal, wie es früh- und -lingt !
Riech mal, wie`s von links da klingt...
Hör, was die Organismen treiben !
Doch wir ... wir lassen das schön bleiben !

Angeregt ganz ungeheuer
berechnen wir die Umsatzsteuer,
besorgen einen Reisigbesen,
bearbeiten die Zahnprothesen.

Lauschen Amsel, Drossel, Meise,
denken: ist das eine - Weise ?
Töne sind da auf der Leiter ,
und die Amsel drosselt weiter.

Derweilen, ja, wie geht`s den Finken ?
Man sieht, den Spatzen tät es stinken.
Wie, was, die Krähen sind am Saufen ?
Wollen sich Soutanen kaufen ?

Ein Stieglitz möchte sich verloben.
Die Eule pinkelt ganz hoch oben.
Der Adler, er massiert sein Knie,
die Elster rechnet du mal pi.

Der Ernst ist aufgeregt zum Scherzen,
zündet rosa Weihnachtskerzen
mitten in der Maiandacht -
tja, was der Frühling alles macht !

Horch, das Käuzchen spielt die Zither,
die Nachtigall schluckt Magenbitter,
Frau Meise kriegt ´nen Blumenstrauß,
das zieht dem Meis´die Hosen aus.

Unhöflich ist der Sperlingsfalk :
Am Ohr sitzt ihm ganz fett der Schalk.
Heftig wirbelt Frühlingswirken
durch die Zäune zwischen Birken.

Und chaotisch wilde Kräfte
jagen in die Knospen Säfte !

Was der Frühling will, das schafft er -
da hilft dann nur noch ein Entsafter.

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Informationen zum Gedicht: Wie es frühlingt...

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06.04.2016
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