Schlaf Los
Ein Gedicht von
Nora Blum
Der Tag bereits längst Geschichte, legt die Nacht einen triefend schwarzen Schatten über dich und dein Gemüt.
Neben dir ein regelmäßig atmender Mensch - die Regelmäßigkeit, die Atmung, der Mensch in deinem Leben, nahezu einschläfernd, hypnotisierend, diese Geräusche, dein Ohr zärtlich berührend.
Doch deine Sinne sind wach wie es der Tag ist.
Konzentriert wie der Geigenspieler, scharfsinnig wie das Tier auf der Hut und wachsend wie ein wilder Rosenstrauch. Unermüdlich.
Deine Gedanken entführen dich in eine unbekannte Welt, kleistern Farben an deine Wand, die du nie könntest je in Worte fassen. Sie bauen endlose Konstrukte, in den Himmel ragend, doch du bist nicht schwindelfrei.
Jeder Atemzug neben dir, beruhigender als der vorige. Lass mich mit dir schlafen, flüsterst du in das Ohr, doch du hast noch nicht alle Farben gesehen.