Weil jeder was zu sagen...
Ein Gedicht von
Nico Fender
Man irrt sich oft und urteilt schnell,
in Echtzeit und virtuell,
eine Stadt im Glanze sowie im Dreck,
macht Liebe mit Hass und Kluges mit Dummheit weg.
Jeder hat hier Meinung, nur oft weniger konstruktiv.
Vieles läuft hier nahtlos, doch einiges geht auch schief.
Es gibt viel Geistreiches und jene, die gar nicht denken.
Es melden sich Normalos, Firmenvertreter, Präsidenten
und oft kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen,
wenn die werten Damen und Herren sich im Ton vergreifen,
bis dann die Medien, wie eine wild gewordene Herde,
das krönende Finale ein paar Worte werde.
Das war früher nicht so:
Jeder war für sich traurig und froh.
Und Worte einfach so wie sie gemacht
würden nie zu dem, was sich ein anderer hat ausgedacht.
Und trotzdem haben Sie überlebt.
In Städten, in denen man nun nicht mehr das eigene Wort versteht.
In denen sich Menschen an Worten festbeißen,
sich mit wüsten Beleidigungen beschmeißen,
Einzig als Beweis der Existenz, für das Gewissen,
die Vernunft verkauft und's Herz gerissen.
Ein Durcheinander, das Chaos, die Meinungsflut.
Das Wortgemenge - die Hoffnung und Liebe, der Hass und die Wut.
"Gefällt mir" "Gefällt mir nicht"- Statements, welche die Zeilen zieren
In meiner Stadt gibt's ständig was zu kommentieren.
Ja, es ist laut geworden in dieser Stadt,
weil jeder was zu sagen weiß - und hat...
N.Fender