Unschreibbar
Ein Gedicht von
Nico Fender
Ich weine, doch vermag nicht über die Tränen
des Krieges zu schreiben.
Hoffe, und doch kann ich die Hoffnung der Straßengänger nur erahnen.
Will schreien, doch klingt es gegen ihre Rufe wie Flüstern.
Ich bin, doch lerne erst jetzt, was für ein Geschenk das ist.
Fühle mich schlecht, dass ich jemanden brauche, dem es wirklich schlecht geht.
Kann Probleme auf das Papier bringen, doch wahres Leid ist unschreibbar.
Lasse mich wüten, mit grausigen Metaphern -
kein Wort wird die Wahrheit je beschreiben.
Lasse mich mit Versen jonglieren, tüchtig reimen -
die Schönheit wahrer Sehnsucht werde ich nie zu zeigen imstande sein.
Nein, es braucht die Tränen der protestierenden Massen,
um das Herz zu erweichen.
Braucht das Blut, den Schweiß des Kämpfenden,
um endlich Aufmerksamkeit zu erfahren.
Brauchen den Glauben an das Gute, den Zusammenhalt und Mut,
den unsereins in dieser Form schon lange nicht mehr hat vorgetragen.
Unschreibbar so ist also ihre Welt - sollte sie nicht auch die unsere sein!?
So verdammt nochmal unschreibbar, bedeutet sie uns denn nichts,
wenn die verwandten Tränen und Hoffnungen in der Ferne,
unsere erkaltete Brust nicht zu tauen vermag?
N.Fender