Rein wie ein Kristall
Ein Gedicht von
Melan 1980
Es regnet,
Menschen toben durch die Nacht.
Sie plündern,
randalieren und legen Feuer.
Sie zerschlagen Fensterscheiben,
schreiben Worte
und Zeichen mit Farbe
und Pinseln groß an Geschäfte.
Sie brüllen Parolen
und singen Lieder.
Glaubenshäuser brennen nieder.
Sie treiben Frauen,
Männer,
Kinder und Greise durch die Straßen.
Schleifen sie aus ihren Häusern.
Treten und prügeln sie
und schreien sie an.
Eine Frau bleibt reglos auf dem Rücken liegen.
Auf ihrem Mantel ist,
zwischen Blut und Dreck,
ein gelber aufgenähter Fleck.
Ein Mann steht hinter dem Fenster
und sagt:
„Was für ein Lärm,
aber es lohnt sich.
Denn nach dieser Nacht,
ist unser Reich rein wie ein Kristall!“.
27.11.2002