Sonnenblumentag
Ein Gedicht von
Martin Heil
Ich sitze am Fluss.
Ein Stück Treibholz und ein toter Fisch
ziehen ihre Kreise zwischen zwei Buhnen.
Ein paar Jet-Skifahrer dröhnen vorbei,
einige Ruderer lassen sich mit der Strömung treiben,
ein Frachtschiff müht sich den Fluss hinauf.
Gegenüber ragen Schornsteine in die Luft.
Mich wärmt die Frühherbst-Sonne.
Ich lausche dem Plätschern der Wellen an den Basaltsteinen.
Ich spreche ein Gebet.
Und muss dann auch schon gehen.
Der Fisch schwimmt noch immer bäuchlings nach oben.
Der Uferweg ist voller Müll.
Die Robinie klappt ihre Blätter hoch,
als ob sie das alles nicht sehen möchte.
Aber die Sonnenblumen am Wegesrand
strahlen mich im Vorbeigehen an
und erinnern mich
an das Schöne und das Makellose,
von dem ich fast schon dachte,
dass es verloren gegangen sei.