Duftende Lilie

Ein Gedicht von Manfred Hohenbichler
O grauenvolle, böse Welt! –
Verleumdung, Zwist und Lüge!
Eure ekelhafte Blütenpracht überzieht das Menschengeschlecht!

Schrill und falsch!
Hinterlistig und unverschämt!
Welch Gräuel ist’s nur anzusehen!

Die schwarze Wolke quillt über –
und ihr – oh, ihr unglückseligen Menschen,
zerfleischt und mordet euch selbst in Worten und Taten!

Gierig lächzt ihr nach Blut!
Geil wetzt ihr eure Hacken und Messer!
Die Sporen des Hasses wuchern unermüdlich,
die Samen der Machtgier erschlagen den gewaltigen Baum.

Und hoffnungslos und ohnmächtig versucht die zarte,
weiße Lilie ihr Blütenkleid zu entfalten.
Vergebens! – Sie ist zu schwach. –

Doch da, - ein milder Sonnenstrahl –
Ein Strahl der Hoffnung erhellt ihr gebeugtes Leben.
Sie erstarkt und sprengt mit all ihrer Kraft
die beengenden Ketten.

Trostvoll und stolz
verbreitet sie ihren Duft wie eine Königin!
Der stinkende Baum wird zum Bettler.
Und plötzlich umgibt das Summen und Brummen
der Bienen die neue Blütenpracht.

Sie taucht ein in eine Traumwelt der Freude
und innigster Erfüllung!

Das wunderbarste Gefühl – geliebt zu werden –
genießt sie in bescheidener Stille.

© Manfred Hohenbichler

Informationen zum Gedicht: Duftende Lilie

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11.10.2011
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Manfred Hohenbichler) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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