zeit
Ein Gedicht von
Lothar Schwalm
kann ich dich jemals loslassen? völlig vergessen?
mich in den unendlichkeiten des zeitlosen verlieren?
ich weiß es nicht.
zeitlos glücklich sein – geht das überhaupt?
wenn, dann doch nur für augenblicke,
für kurze momente der zeit.
zeit ist zeitlos: es gab sie schon immer,
wird sie immer geben,
vor uns, nach uns, bis in alle ewigkeit.
sie fließt, ohne nachzulassen,
fließt durch den raum,
ergießt sich in jeden winkel des weiten weltalls.
die zeit ist ein fluss,
mal fließt sie langsam, mal schnell dahin,
aber immer unaufhaltsam,
manchmal gar unerbittlich,
ein strom tropfender sekunden, die sich sammeln,
zu minuten werden, zu stunden, zu jahrtausenden,
schier endlos, namenlos,
mehr als epochen und äonen je imstande sein werden,
sie zu fassen, zu begreifen, zu beschreiben…
luftig leicht plätschert sie vergnügt dahin,
wie ein klarer sprudelnder gebirgsbach
in den frühen morgenstunden,
mühevoll und voller konzentration
hangelt sie sich von faden zu faden,
um irgendwann ihr netz der zeit gesponnen zu haben
und in den frühen abendstunden auf beute zu warten,
wie eine spinne…
die zeit, sie räkelt sich gemütlich und gemächlich
von ast zu ast, wie ein pubertierender orang-utan,
ohne jemals an die vergangenheit
oder die zukunft zu denken:
ein strom ewigen seins und ewigen vergehens.
sie gehört niemandem: niemand kann sie besitzen,
ohne sie gleich wieder zu verlieren.
sie gehört nur sich selbst.
ströme von zeit vereinen sich in der unendlichkeit,
um im nichts zu verschwinden,
genauso geheimnisvoll, wie sie gekommen sind.
die zeit, sie kennt kein glück und kein pech,
sie kennt nur kommen und gehen,
kommen und gehen, kommen und gehen…
…sie tanzt uns fröhlich und frei auf der nase herum,
und wir können nur machtlos zusehen und staunen…
ls15.12.2013