Tanzen
Ein Gedicht von
Lothar Schwalm
Ich tanze, tanze, tanze und tanze
durch die Musik, durchs Leben, durch die Natur,
zarte Grillen zirpen Zirp-zirp,
Bässe bollern bald bombastisch durch mein Becken,
ich kreise, mein Becken kreist,
mein Po wackelt, meine Pobacken wackeln erstrecht –
im Takt der Musik,
und dann wieder im Gegentakt,
tanzen ihren eigenen Tanz:
den Pobacken-Tanz.
Ich blähe meine Backen auf zu Backentaschen.
Pustebacken und Pobacken wetteifern
um die schönsten Rundungen.
Da kommt kein Busen mit.
Schlangen gesellen sich dazu und
schlängeln sich wispernd von Seite zu Seite:
Schlangentanz ist angesagt.
Eine Kobra wiegt sich sanft hin und her
und hypnotisiert sich dabei selbst.
Meine Hände bewegen sich anmutig durch die Luft,
wie bei einer indischen Schlangentänzerin.
Sonore Bässe bestimmen das Bild der Musik.
Noch immer bewegen sich Po- und Pustebacken
synchron zum Takt und blähen sich auf und nieder.
Gewaltige Hörner stoßen Laute aus,
von denen ich bisher nicht einmal zu träumen wagte.
Chorale Stimmen stimmen einen bestimmten Kanon an.
Alles stimmt gerade.
Über meine nackten Füße bin ich wunderbar geerdet.
Die Kobra liegt mir zu Füßen und schläft –
sie hat sich in den Schlangenschlaf gelullt, ausgetanzt.
Die Grillen zupfen zirpend an musikalischen Saiten,
so vielseitig sind sie.
Klapperschlangen klatschen mit ihren Klappern den Takt.
Ein Augen- und Ohrenschmaus bietet sich mir.
Sphärische Flöten bringen uns
sphärische Flötentöne bei.
Wir singen, summen, brummen,
gurgeln, glucksen, blubbern, blabbern,
grummeln und röhren mit dem Wind,
dass es nur so eine Freude ist.
Ein Kontrabass hüpft vor Glück konträr hin und her,
so sehr freut er sich über seinen eigenen Klang.
Geigen geigen sich einen dazu,
dass es schon nicht mehr feierlich ist.
Paganini wäre wohl wahnsinnig geworden bei ihrem Anblick.
Die Instrumente erwachen zum Leben und spielen,
als ginge es um selbiges.
Die Tiere reihen sich ein
und tanzen den tierischen Tango,
egal ob Tarantel oder Tiger.
Alles ist auf den Beinen und tanzt,
was die Musik hergibt, was das Zeug hält,
nur der Tausendfüßler stolpert hin und wieder
und stellt sich selbst ein Bein –
was aber nicht weiter auffällt.
Indessen schwebe ich davon,
lasse mich von der Musik beflügeln,
von ihren Schwingen emporheben,
transzendiere anderen Sphären entgegen
und kann immer noch nicht glauben,
welchen Zauber ich gerade erleben durfte,
welchem Zauber ich gerade erlegen bin:
dem Zauber des Tanzes…
ls05112012