Nirwana
Ein Gedicht von
Lothar Schwalm
Das Nichts ruht im Nirgendwo.
Ich ruhe im Nirwana.
Vergänglich ist alle Zeit, alles Leben,
und sei es noch so erdverbunden.
Blaue Dünste hallen durch Raum und Zeit,
bleiben jedoch raum- und zeitlos in sich gefangen.
Ich komme langsam zur Ruhe, komme an,
in meinem allabendlichen Nirwana.
Stress und Hektik verfliegen,
verflüchtigen sich wohlweißlich,
denn beide wissen:
Sie hätten ohnehin keine Chance gehabt.
Die Nacht klopft an,
vertreibt den Tag,
den letzten Tag im März.
Morgen ist tatsächlich der erste April.
Das ist kein Scherz,
denn schließlich schreibe ich
diesen Text ja heute.
Ich genieße die äußere Stille
und die inneren Klänge,
die Musik meines Herzens,
ein Drücker hier, ein Bussi dort,
der Frühling gehört der Liebe,
schöne, lang vermisste Gefühle
bahnen sich neue Wege
und füllen meinen Hals und Bauch,
Wogen bleiben ungeglättet,
stürmische See in kleinem Herzen:
poch, poch, hurra!
Die Vögel singen sich Schlaflieder,
die Dämmerung steigt,
das erste Grün der Bäume verblasst schnell
in der zunehmenden Dunkelheit.
Der Tag bricht erst am nächsten Morgen wieder an.
Die Nacht gönnt ihm eine Ruhepause,
bevor auch die Vögel wieder singen.
Mir geht es gut. Ich bin stolz auf mich.
Habe heute intensive Nestpflege betrieben.
Neues löst Altes ab.
Liebgewordene Gewohnheiten
dürfen mich heute verlassen,
und neue Bräuche werden willkommen geheißen.
Das Leben ist ein endloser Kreislauf,
alles kommt – und geht auch wieder,
alles hat seine Zeit, auch das Hier und Jetzt,
die Zeit vergeht, streicht ins Land
und verliert sich irgendwann im Nirgendwo.
Ich ruhe im Nirwana. Es geht mir gut.
Und wenn auch ich eines fernen Tages
im Nichts ankomme, da,
wo das Nirgendwo ist,
dann sage ich Dir einfach Bescheid…
(zur Musik „Nirwana road“ von Deuter)