Ich fliege

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
Ich gebe mich hin,
Dir,
ganz und gar,
Dir, einem Mann,
streichele behutsam Deine Arme,
Deine Hände und Dein Gesicht,
gebe mich Dir hin,
Dir und Deinem Körper,
mir und meiner Lust,
meinen Phantasien und geheimen Wünschen,
meiner Lust, Dich zu streicheln,
Dich zu berühren
und Dir jetzt ganz nah zu sein,
ganz, ganz nah
Und ich genieße Dich,
mich und uns
Bin ganz bei Dir,
spüre Deine Haut
und Deine Brust an meiner,
spüre, wie meine Ängste fortfliegen,
weit, weit fort
Ich fühle mich so frei,
so unendlich frei und glücklich
So liegen wir nebeneinander
und genießen uns und unsere Sinne,
unsere Lust und Sinnlichkeit

Und dann ist da noch jemand,
eine Frau,
die sich zu uns gesellt,
auch sie ist unendlich schön und zärtlich,
behutsam wie wir,
sie berührt Dich mit Bedacht
und mich auch,
und ich berühre sie und Dich
und spüre ein großes Glück in mir,
ich liebe Euch beide,
jetzt, in diesem Moment
und ich wünschte,
er möge nie zu Ende gehen

Dann bettet sie sich in die Mitte,
liegt mit angenehmem Kribbeln im Bauch
zwischen uns,
erst auf dem Bauch,
später auf dem Rücken
und sehnst Dich nach unseren zärtlichen Händen,

unseren Berührungen,
die wir Dir liebevoll geben,
wieder und immer wieder
Dein Busen saugt jede Bewegung in sich auf,
er fließt und schwingt mit
im Rhythmus der gemeinsamen Lust,
die wir uns gegenseitig verschaffen,
Lust, die wir um ihrer selbst Willen leben,
geben und nehmen

Jede und jeder gibt, teilt und empfängt
die anderen beiden,
wir küssen uns, lieben uns,
die Luft um uns herum voller Erotik,
Spannung und Energie, die nur so knistern,
und dennoch eine unglaubliche Ruhe
und Gelassenheit,
kein Druck, kein Stress,
keine hehren Wünsche
und keine unbefriedigten Bedürfnisse

Manchmal streichele ich sogar Deinen Schoß,
drücke mein Knie sanft in Dein Geschlecht,
das mich willig empfängt,
dann wieder lege ich meine Hand
auf Deinen wundervollen weichen Busen,
den ich so gerne spüre,
so gerne in meiner Hand halte

Mein Gegenüber und ich ergänzen uns,
wir verwöhnen Dich gemeinsam,
nachdem ich anfangs ihn verwöhnt habe,
sogar sein Geschlecht habe ich berührt,
etwas, was ich sonst noch nie getan habe,
was ich sonst noch nie gewagt habe
Ich habe ihn wachsen sehen
und seine Erregung gespürt,
so, wie ich jetzt Deine spüre

Und ich bin glücklich und stolz,
stolz auf uns alle drei,
dass wir so zärtlich sind,
so zärtlich geben und nehmen,
dass wir so mutig sind,
uns gehen lassen und fallen lassen können,
so tief,
wie ich es nie zuvor erlebt habe,
vielleicht nicht einmal zu zweit,
und jetzt?

Jetzt liegen wir hier sogar zu dritt,
sinnlich gebettet zwischen Kissen und Küssen,
zwischen sechs Händen und dreißig Fingern,
die keine Angst mehr haben,
keine Angst mehr haben brauchen,
kein Schmerz, keine Wunde,
die zu spüren ist,
nur wir spüren uns – wir drei

Dann, nach unendlichen Augenblicken
liege ich in der Mitte,
meine Seiten gesäumt
von einem knienden Mann zu meiner Linken
und einer knienden Frau zu meiner Rechten
Ohne zu wissen, was kommt,
schließe ich die Augen,
wie schon so oft an diesem Abend,
ich schließe meine Augen
und lasse mich fallen,
lasse mich fallen, soweit ich kann

Ich strecke meine Arme aus,
nach hinten über meinen Kopf,
dann nach links und rechts zur Seite,
und beginne zu fliegen,
ich fliege und fliege,
auf und davon,
immerzu in einem fort,
sehe den Himmel über
und die Erde unter mir,
ich träume, wache, phantasiere
und fliege vor lauter Glück,
ich fliege in den Himmel hinein, –

bis ich nach unendlichen Augenblicken
wieder zu mir komme,
zu mir finde und auch finden muss

Ganz benommen nehme ich Euch
in meine Arme, drücke Euch
und halte Euch ganz fest,
alle beide,
um Euch nie mehr loszulassen,
nie wieder…

Auch wenn dieser Augenblick so schön war,
wie nie zuvor,
auch wenn ich weiß,
dass er so nie wieder kommen wird,
so weiß ich aber auch,
dass ich ihn nie vergessen werde,
diesen unendlichen Augenblick mit Euch…


ls160705

Informationen zum Gedicht: Ich fliege

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24.07.2011
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