gedachte zweisamkeit

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
die musik läuft seit einigen minuten.
langsam lasse ich mich auf sie ein.
mein herz hüpft vor freude hoch im takt.
habe ein glücksgefühl in der kehle sitzen.
das fühlt sich gut an.
stimmen klingen wie aus einer anderen welt.
alles dreht sich.
der gutenacht-gesang einer mutter
für ihre kinder dringt zu mir herüber,
nordisch, indianisch mutet das lied an,
ich muss an meine angi denken,
wie sie ihre kinder heute abend
vielleicht in den schlaf gesungen hat,
gefühle kommen und gehen wieder,
sehnsucht nach mehr, fällt mir dazu ein.
unerfüllte träume machen sich breit,
nehmen raum ein, tun weh.

manchmal denke ich,
das leben einsamkeit aufwärts
ist nicht für mich bestimmt,
dabei würde mir zweisamkeit schon reichen.
für eine eigene familie hätte ich
glaube ich nicht die kraft
und nicht die nötige reife:
habe genug mit mir selbst zu tun,
aber eine zweisamkeit wäre schon schön.
zweisamkeit ist schön.
nicht umsonst muss ich gerade spontan an die
süßen brüstchen meiner letzten krankengymnastin denken,
zum anbeißen verführerisch,
ihre zarten kleinen tittchen.
tja, zweisamkeit ist schön.
naja, ich kann nicht alles haben.
aber allein die gedanken daran
erhellen meine phantasien.
das macht nicht nur spaß und ist schön,
sondern es ist auch äußerst lustvoll.

in der einsamkeit bestimmen eben
phantasien und vorstellungsvermögen meine lust.
warum auch nicht?
man muss sich eben zu helfen wissen.
das leben besteht nicht nur aus naschen,
sondern auch aus vernaschen und vernascht werden.
und wer zu spät kommt, dem bleibt die phantasie.
immerhin: kein schlechter trost.
hier ist manchmal mehr möglich als in der wirklichkeit.
allein diese tatsache hat ihren reiz, mindestens so,
wie meine schnuckelige krankengymnastin.
wenn das nichts ist, denke ich mir und muss schmunzeln.

und das tollste daran ist:
diese gedachte zweisamkeit steht mir
immer und überall zur verfügung,
egal, wo ich bin, egal, ob einsam
oder zweisam oder gar dreisam:
phantasie ist die absolute freiheit.
und ich liebe es, sie zu genießen:
keine grenzen, keine schranken,
keine verbote, keine tabus,
alles ist erlaubt, nichts tut wirklich weh,
das riecht nach glück und zufriedenheit.
ich kann vor freude jubilieren,
so, wie die aufgeregte stimme im hintergrund,
sie feiert ein fest der freude und des glücks,
ebenso wie ich
und mit ihr stimmen ich und
tausend andere stimmen mit ein…
in den choral der gedachten zweisamkeit…


ls19112012

Informationen zum Gedicht: gedachte zweisamkeit

1.917 mal gelesen
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30.03.2014
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