Mutterglück
In tiefer Nacht ein Ruf erschallt
der ungehört im Wald verhallt
die Mutter sucht ihr kleines Kind
irrt durchs Geäst, wie haltlos Wind
der sie durchdringt, ihr ward schon kalt
Zitternd, nur im Nachtgewande
hofft sie, sich ihr das Glück zuwandle
kein Leid dem Kinde wiederfährt
es findet, munter, unversehrt
am düsteren Waldesrande
Schon lauscht sie ihm, dem Wolfsgesange
kommt näher, ihr wird Angst und Bange
wie soll sie nur ihr Kindlein retten
umschließt sie selbst die Angst mit Ketten
hält bebend die Hand vor die Wange
Wie dünner Sand durch ihre Finger
entrinnt schon letzter Hoffnungsschimmer
„Lass mich mein Kindchen finden,
es ist, als würd ich erblinden,
ich find es nie und nimmer“
Doch zu der ersten Morgenstund
als weinend sie ihr Leid tat kund
da trat aus dem Wald
arg frierend und kalt
das Kindlein mit Füßen ganz wund
„Mutter, mein Kätzchen, sprang auf und davon.“
„Ach nun bist du zurück, mein verlorener Sohn.“
„Komm in meinen Arm,
dort ist`s sicher und warm,
wollt dich beinah aufgeben schon.“
Sie trug nun das Söhnlein zurück in ihr Heim
Wollte geschwinder als Lucifer sein
hatte schon eins verloren
war im Winter erfrohren
und währe nun gänzlich allein
Das letzte Scheit Holz, brachte Leben zurück
die Mutter, sie konnte kaum fassen ihr Glück
als die Türe aufsprang
stand dort lächelnd ihr Mann
kam aus dem Krieg in einem Stück