Der letzte Magier

Ein Gedicht von Lena Engelbrecht
Zerzauster Kamisol vergessen im Alkoven,
der Kandelaber bricht das Dunkel
in der Kensington-Mansarde.
Es ist schon Nacht aber so viel zu tun:
die goldene Tinktur will nicht gelingen.

Hätte nur diese eitle Sforza
im Dienst des Fortschritts fleißiger geforscht
statt ehrenwerten Leonardo zu verwirren
und wie wild zu fechten
(sehr damenhaft, Signora Herrin von Imola) -
dann wäre jetzt der Sir viel weiter. Aber so...
nur "Gli Esperimenti"!
Diese Weiber... nichts als Ärger.

Und Leibniz erst! Versucht tatsächlich
ihm seine beste Formel zu stibitzen -
über das Leben, Tod, Infinity und Alles.
Der trachtet wohl schon wieder sehnsüchtig
nach ordentlicher Prügel von Sir Fellow.

Und wo sind wahre Freunde
wenn er sie mal braucht?
Doch wohl nicht wieder sauer
weil er die Wahrheit lieber liebt?
Zumindest ist Harmagedon noch fern,
das hat er ganz genau ausgerechnet.

Der modische Belcantor auf Durchreise in der Stadt,
dieser Einladung muss er leider folgen.
Sonst geht das Getratsche wegen
"der sonderliche Kauz Sir Fellow Isaac" von vorne los.

Ach ja, die Catherine morgen wissen lassen:
das Abendessen war vorzüglich, aber eine Prise
von diesem schwarzen Pulver aus dem Osten
verliehe dem Ganzen eine feurige Note
für Sir Fellow Isaac Newton.

© Lena Engelbrecht

Informationen zum Gedicht: Der letzte Magier

54 mal gelesen
-
26.10.2024
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige