Reiseziele
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Auf dem Stuhl liegen ein paar Decken. Auf dem
Tisch herrscht das Chaos. Mit Büchern, Zeitungen
und Notizen. Auf dem Sofa stapeln sich die
Klamotten. Gebrauchter second Hand Kram. Auf
der Fensterbank stehen einige Wasserflaschen.
Und eine Vase. In der Ecke stehen einige Pakete.
Nur die Wände besitzen noch alle Freiheit. Ohne
Bilder, Photos und Kleiderhaken. Zwischen all dem
steht das Bett. Auf dem ich liege. Und mich Frage:
"Warum fliegen die Worte nicht mehr?"
Neben dem Schrank steht ein Stuhl. Auf dem
Teppich strahlt eine Münze. Auf dem Türgriff liegt
ein Handtuch. An der Decke hängt eine Glühbirne.
Neben dem Bett ist der Rollstuhl geparkt. Der
Radiator ist eingeschaltet. Die Schuhe stehen in
der Ecke. Nur der Nachttisch hofft noch auf etwas
Glück. Auf das Abenteuer. Und ich sitze am Tisch.
Sehe mir die Welt an. Die Sonne. Den Himmel.
Die Sterne. Denke an Reisen und alte Freunde.
Und Frage mich: "Warum bin ich nicht auf dem
Weg?"
In der Ecke steht eine Pflanze. Die Gardinen
brauchen eine Wäsche. Auf dem Regal sind
Figuren aufgestellt. Neben dem Fenster liegen die
Karten. Bei dem Tischbein läuft eine Ameise. Die
Uhr zeigt Sturm. Die Tasse probt die Revolution.
Eine Krawatte dreht Kreise. Nur der Clown erinnert
noch an Wahrheit. Ohne Propaganda Lügen und
Terror. Bei all dem lächelt die Welt. Und zeigt die
Straße. Auf der ich gehe. Und mich Frage: "Warum
lächelt gerade jeder Gedanke?"
Es ist Zeit für die Bilanz! Für die Stationen der Welt.
Wo wartet der Zirkus? Mit Clowns! Mit Artisten! Mit
Dompteuren! Wo wartet die Wahrheit? Mit Tänzern!
Mit Sängern! Mit Musikern! Wo wartet das Leben?
Mit Mut! Mit Kraft! Mit Wissen! Wo wartet die
Zeit. Die sagt gehe los. Lebe im Zirkus. Treffe die
Wahrheit. Liebe das Leben. Das Fest mit jedem
Wort. Hier endet nun das Gedicht. Ich muss den
Schreibtisch aufräumen. Alte Ideen vernichten.
Dann geht das Gedicht weiter. Morgen mit dem
ersten Licht!
(C)Klaus Lutz