Das kleine Arschloch
Ein Gedicht von
Klaus Lutz
Ich habe gerade den Nachbarn getroffen! Er war beim
lieben Gott eingeladen. Hat eine einzigartige Weisheit
erwartet. Die Erleuchtung. Den Durchblick. Die Wahrheit
des lebens. Das Wissen mit dem er reich ist. Statt dem
hat ihm Gott nur das Eine gesagt: „Das er ein kleines
Arschloch sei!“
Nun ist er voller Zweifel im Leben! Ist er ein kleines
Arschloch, da er nur Blödsinn erzählt. Da er nichts
wirklich auf die Reihe kriegt. Da er die Leute nur
nervt. Da er nur Krach und Krawall kann. Da er jeden
Frieden zerstört. Da er total beknackt sein Leben
verbringt!
Was ist der Grund? Das ihm Gott persönlich die
Wahrheit sagt. Da er mit absoluter Blindheit lebt. Da
er ohne jede Rücksicht ist. Da er ein total
überflüssiges Leben führt. Da er nur Hass und Streit
sät. Da er nur so wichtig ist mit seiner Armseligkeit!
Wo liegt das Rätsel? Für diese Einladung von Gott.
Nur um ihm diesen Satz zu sagen. Da er, mit seinem
Leben, nur dahin siecht. Da er nur seine Pläne wichtig
nimmt. Da er ohne jedes Mitgefühl ist. Da er keine
Einsicht kennt. Da er einfach nur leer im Kopf ist!
Gott persönlich hat ihn ein kleines Arschloch genannt!
Mit der Hoffnung das er sich besinnt. Wegen dem
Funken an Licht. Wegen dem Wissen über Menschen.
Wegen dem Wunder. Das auch geistig Arme erfahren.
Aber bei Idioten kann sich sogar Gott täuschen!
Wie geht es jetzt weiter? Nun da er seine Wahrheit
kennt. Wächst er über sein Leben hinaus. Um dann
mehr als ein kleines Arschloch zu sein. Mehr als ein
Depp. Der, ohne Ende, in seiner Wohnung lärmt.
Kann er den Witz sehen den er lebt. Den Clown über
den keiner lacht!
Ich sehe da die Zukunft schwarz! Ich denke: „Heute
lärmt er nur in der Wohnung! Morgen dann in der
Stadt! Dann auf der Welt!" Dann wird ihm Gott aber
Grenzen setzen. Wie sein Psychiater sein. Und ihn
in eine Gummizelle sperren. Was er schon längst
hätte machen sollen!
(C)Klaus Lutz
29.5.2022