Labyrinth der Einsamkeit

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Zwei kleine Zimmer, Küche, Bad,
das Leben hat ihr nichts erspart.
Als Ludwig starb, blieb sie allein
und schläft bis heute niemals ein,
bevor sie leise mit ihm spricht,
auch wenn der Schmerz sie fast zerbricht…

Im riesengroßen Plattenbau,
verrinnt ihr Leben grau in grau.
Die Nachbarn ziehen ein und aus,
kaum jemand grüßt sie noch im Haus.
Die dunklen Gänge zieh´n sich weit
und führen in die Einsamkeit.

Die einz´ge Tochter, die sie hat,
lebt weit entfernt, in fremder Stadt.
Kaum noch ein Brief, ein liebes Wort,
trägt ihre Einsamkeit hinfort.
Die Tränen sind ihr längst versiegt,
weil es doch keine Hoffnung gibt…

Und eines Abends, kurz nach acht,
als sie an ihren Mann gedacht,
da holt er sie in seine Welt,
wo Ewigkeit zusammenhält.
Ihr langes Leid ist endlich aus,
doch wann bemerkt man es im Haus?

Informationen zum Gedicht: Labyrinth der Einsamkeit

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09.02.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Klaus Enser-Schlag) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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