Engel in Menschengestalt?

Ein Gedicht von Jürgen Rani
Als ich ihn sah,
das erste mal,
dort im Krankenhaus,
es war ein Schock,
er sah schrecklich aus.

Abgemagert,
im Rollstuhl,
trauriges Gesicht,
wie lang er noch lebt,
er weiß es nicht.

Seit 25 Jahren
mit HIV infiziert,
hat immer gekämpft,
und wusste doch,
dass er verliert.

Sein Wille gebrochen,
sehnt das Ende herbei,
damit Körper und Seele
von Schmerz endlich frei.

Doch als ich mit ihm sprach,
meine Geschichte erzählte,
weshalb ich dort war
und was mir fehlte,
begannen seine Augen zu leuchten,
seine Stimme änderte sich,
er wurde ein anderer,
ich verstand es nicht.

Seine Worte gaben mir wieder Kraft und Mut,
seine leise Stimme tat meiner Seele gut.

Woher nahm er die Kraft,
die er konnte mir geben?
Woher nahm er den Mut,
zu kämpfen um mein Leben?

Wie konnte er mir
soviel Hoffnung schenken,
ohne an sein eigenes
Ende zu denken?

War er ein Engel
in Menschengestalt,
um mir zu geben
den nötigen Halt?

Nie werd ich vergessen
diesen kranken Mann.
Verlässt mich die Hoffnung,
denk ich daran,
was er zu mir sagte,
seine Augen, sein Gesicht,
und dann weiß ich,
der Wille zu leben verlässt mich nicht.

© Maharani of Persia

Informationen zum Gedicht: Engel in Menschengestalt?

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24.04.2010
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