Wegsehen

Ein Gedicht von Jo Kulschewski
Weiße Pferde fliegen über den Strand
hinter den Hufen wirbeln Wasser und Sand.
Zerzaust sind die Haare vom Wind
wir sehen nur Schemen, schnell wie wir sind.
Der Knall eines Schusses dringt uns ins Ohr
die Pferde heben die Köpfe empor.
Ich genieße die Freiheit
sehe einen Mann fallen
denke an Tod
so geht es doch uns allen.
Der eine stirbt im Bett der andere auf der Straße
er starb im Stehen
so kann es gehen.
Die Pferde sind weiter am galoppieren
der Sand verfärbt sich rot.
Das muss dabei passieren.
Was empfinde ich für diesen Mann
der da nur noch liegen kann?
Was werden die Möwen mit ihm machen?
Fressen sie erst die Augen und werden dabei lachen?
Findet ihn ein anderer und ruft die Polizei?
Ich weiß es nicht, bleibe nicht dabei.
Was soll ich tun?
Wen soll ich rufen?
Warum soll ich meine Freiheit unterbrechen?
Mein Glück basiert auf galoppierenden Hufen.
Warum soll dann mit anderen sprechen?
Vom Galopp gehen wir in den Trab,
Schaum fliegt von den Pferdeköpfen herab.
Die armen Tiere, wir müssen sie schonen,
striegeln, streicheln und belohnen.
Warum soll ich jetzt an Tote denken?
Wichtiger sind die Pferde mit ihren Gelenken.
Ist dies wirklich unser Denken?
Nichts sehen, hören, uns ablenken?
Was wird aus unserer Welt
wenn sich jeder so beschissen verhält.

Informationen zum Gedicht: Wegsehen

496 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
20.01.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige