Mein Freund der Wolf
Ein Gedicht von
Jo Kulschewski
Deine Augen leuchten wie Bernstein
dein Blick ist kalt und ohne Regung
er durchdringt mich, versucht mich
einzuschätzen.
Deine Zähne schimmern wie Elfenbein
sie sind scharf und durch deine
hochgezogenen Lefzen gut zu sehen.
Du bist zu einem Sprung bereit.
Warum verhältst du dich so?
Seit Tagen begleitest du mich.
Oder verfolgst du mich?
Ich habe mein Essen mit dir geteilt.
Hat es dir nicht gefallen dass ich es dir vor die
Pfoten geworfen habe? Hättest du es lieber
aus meiner Hand genommen?
All diese Fragen stelle ich dir ohne auch
nur meinen Mund zu öffnen.
Du beobachtest mich weiterhin
aber du setzt dich auf deine Hinterpfoten.
Deine Lefzen verschließen dein Maul.
Ist das deine Antwort auf meine Fragen?
Ich setze mich in den Schnee und bewege mich nicht.
Unsere Augen finden zueinander, saugen sich ineinander fest.
Du erhebst dich und kommst ganz langsam mit
gesträubten Rückenfell auf mich zu.
Jetzt bin ich dir ausgeliefert.
Deine kalte Schnauze berührt meine Wange.
Du riechst an mir. Dein Maul öffnet sich etwas.
Nein, ich habe keine Angst, ich bin von dir gefesselt
und neugierig was weiterhin geschieht.
Deine Zunge leckt über meinen Mund
dein Atem stinkt.
Automatisch lecke auch ich deine Schnauze.
Vorsichtig bewege ich meine Hände in Richtung
deines Felles. Du lässt die Berührungen und das kraulen zu.
In dieser Nacht wärmst du mich mit deinem Körper,
ich bin stolz auf die Freundschaft und das Vertrauen was du mir
schenkst.
Ich werde dich nie enttäuschen und dein Leben mit meinem verteidigen.
Als ich am Morgen wache sehe ich deine Abdrücke im Schnee.
Nein, es war kein Traum.
Von dir ist nichts mehr zu sehen.
Du gehst wieder deine eigenen Wege, es wäre schön
dich wieder einmal zu treffen.
Mach es gut mein Freund, meine Gedanken und guten
Wünsche werden dich ewig begleiten. Pass auf dich auf.