Der Nachtvogel
Ein Gedicht von
Ingo Baumgartner
Des Nachtvogels Federkleid trägt keine Farben,
die je man gesehen hätt‘. Krähen und Scharben
verstecken die Schwärze nicht, zeigen sie immer.
Der Schementier will aber keinerlei Nähe,
es zeigt sich von fern nur, auf dass man es sehe
als Umriss im sterbenden Abendrotschimmer.
Sein stummes Verharren im Astwerk der Buche,
sein Kopf in erstarrter, befremdlicher Suche
nach dir lässt dich frösteln. Kein Kauzruf im Schweigen
macht derart betroffen und unbestimmt bange.
Und trotzdem glüht freudig erregt deine Wange,
der Nachtvogel sitzt nur für dich in den Zweigen.