Spiegelungen ...
Ein Gedicht von
Horst Fleitmann
Ein Mensch sieht sich im Spiegel an,
erkennt dort einen fremden Mann.
Was suchst Du hier ruft er empört,
weil ihn sein Gegenüber stört.
Ich kenne dich. Du wohnst zwar hier,
du isst mein Brot, du trinkst mein Bier,
liest meine Bücher unentwegt,
die ich aufs Nachttischchen gelegt,
liebst hinterm Rücken meine Frau,
streit' es nicht ab, ich weiß genau,
holst meine Rente von der Kasse
und gibst sie aus (wie ich das hasse).
Und jetzt blickst Du mir ungeniert
ins Angesicht, dass es mich friert.
So streitet er ganz vehement,
mit sich, weil er sich nicht erkennt.
Das hört sich despektierlich an?
Na warte nur- auch DU kommst dran.
Nichts schlimm'res gibt es auf der Welt
als wenn man sieht, wie wer verfällt.