Gestorben wird später ...
Ein Gedicht von
Horst Fleitmann
Ein Mensch möcht' aus dem Leben geh'n
möglichst ganz schnell und leise,
sieht sich schon auf der Brücke steh'n,
verwirft doch diese Weise.
Vielleicht denkt er, tut's auch ein Strick
der ist sehr schnell gefunden.
Doch was, falls dann sein Hals zu dick...
kriegt er ihn fest gebunden?
Es gäbe noch, hat er gehört,
die Kugel für den Fall.
Nur, was die Nachbarn sicher stört,
ist dieser laute Knall.
Vielleicht gelingts, nach Gang zum Teich,
Ihm dort, sich zu ersaufen.
Verworfen wird der Plan sogleich.
Zu weit, um hinzulaufen.
Es bliebe Gas, Gift, Sprung und Sturz
vor Walze die ihn plättet.
Doch nein, springt er vielleicht zu kurz
wird er hernach gerettet.
Der Mensch, der lang' so nachgedacht
wie er den Tod könnt' borgen,
schläft ein, in lauer, tiefer Nacht,
und durch, bis hin zum Morgen.
Der Morgen graut, die Sonne scheint
fort ist das Jammertal.
Der Mensch ist fröhlich und er meint
„sterb' ich ein andres Mal".
© Horst Fleitmann 2016