Das Ei ...
Ein Gedicht von
Horst Fleitmann
Ein Mensch betrachtete ein Ei
bevor er's kocht um's dann zu pellen.
Es kommen Fragen, nebenbei,
die sich zum Ei bisher nicht stellen.
Im Becher steht es auf den Tisch,
schneeweiß die Schale, glatt wie Haut,
oval die Form, nicht symmetrisch
ist's, ohne Ecken, rund gebaut.
Ein Meisterwerk wohl, der Natur.
Wer hat dies Wunderwerk erdacht?
Isst er's mit Salz, Senf oder pur?
Vielleicht mit Chili, scharf gemacht?
Gebraten, roh oder gesotten?
Verloren gar, vielleicht gerührt?
Wie aßen's einst die Hugenotten?
Haben die's zum Schafott geführt?
Wo's Ei geköpft zwei Hälften bot
nachdem es hart gekocht serviert,
gelöffelt oder auch auf Brot,
der Rest nichtmal recycelt wird?
Der Mensch, der alles dies bedenkt
folglich das Ei-Schicksal erschreckt,
hat's Ei dem Nachbarn gern geschenkt,
der's eiskalt kocht und dem's dann schmeckt