Philosophie der Begegnungen

Ein Gedicht von Helmut A. Pätzold
Philosophie der Begegnungen

Meistens eilt der Mensch behände,
wenn die Arbeitszeit zu Ende
heimwärts in sein stilles Haus
und ruht sich erst einmal aus.
Doch nach einer kurzen Zeit
spürt er schon die Einsamkeit
und er sucht nach Möglichkeiten
eine Fete zu bereiten.
Um im trauten Freundeskreis
zu erfahr’n, was der wohl weiß.
Von der Warze bei Frau Lehmann
und dem Fehltritt von Herrn Seemann
oder, ob Frau Piepenbrink
endlich mal zur Sache ging
und sich dem Herrn Nimmersatt
an den Hals geworfen hat.
Alles wird genau besprochen
denn in den 4 letzten Wochen
ist so allerhand geschehen,
was man selbst nicht hat gesehen.
Neben diesen schlichten Dingen,
die nur wenig Bildung bringen,
gilt es häufig auch für schick,
zu schimpfen auf die Politik.
Was der Minister unternommen,
da hätten andre Knast bekommen.
Doch können die sich nicht mal schämen,
weil sie es nicht zur Kenntnis nehmen.
Der Volksmund drückt es treffend aus:
So ein Schlawiner, der muss raus.
Es fügt sich eins ans andre Wort,
erst kommt die Krankheit, dann der Sport.
Und um den Freunden zu beweisen,
man gönnt sich was, spricht man vom Reisen.
Die Alpen und der Kaukasus
sind dieses Jahr ein echtes Muss.
Anlass für die frohen Stunden
hat man bisher stets gefunden.
Ob es Hochzeit oder Scheidung
oder die Kostümverkleidung
ganz egal, es ist geraten,
schnell die Freunde einzuladen.
Manchmal tut’s nach altem Brauch
eine Feuerbowle auch.
Oder auch, wenn Petrus will,
Bratenwurst und Fleisch vom Grill.
Immer aber sind dabei
Apfelsaft, Likör vom Ei,
süßer Wein von den Azoren,
roter Wein, gut durchgegoren.
Oder bei ‘nem Jubeljahr,
sündhafter Champagner gar.
Wermutwein, 5 Sterne Brand,
man hat wirklich allerhand
von den geistigen Getränken
versteckt im Keller oder Schränken.
Diese sind sofort zur Stelle,
heißt es: Kampf der grauen Zelle.
Regelmäßig jedes Jahr,
nicht so schön, doch leider wahr,
wird man immer ein Jahr älter,
etwas grauer, etwas kälter.
Doch, hurra, wir haben ihn,
den gesuchten Festtermin.
Also lädt man freudig ein,
zu feinem Schmaus und gutem Wein,
um beim Trinken und beim Essen,
Alltagssorgen zu vergessen.
Beim Gespräch wird manches klar,
was bisher verborgen war.
So geht es weiter, Jahr für Jahr,
man fragt sich, ob das hilfreich war?
Doch kaum ergibt sich ein Termin,
schon eilt man wieder freudig hin.

Informationen zum Gedicht: Philosophie der Begegnungen

452 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
15.04.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige