Sankt Martin
Martin von Tours, ein braver Mann,
ritt im November durch den Tann´.
Es trabt sein Ross durch Schnee und Eis,
vom Himmel fiel manch Flöckchen leis´.
Sein Herz ist gut, das Denken rein,
er führt sein Pferd im Mondenschein,
der fahl auf stille Wege fiel,
weit in der Ferne liegt das Ziel.
Ein Bettler fror am Wegesrand,
streckt stumm, die dürre, alte Hand,
dem Reitersmann entgegen,
fleht an um Schutz und Segen.
Nackt fast der Körper, groß das Leid,
in Fetzen hängt des Mannes Kleid.
Doch Martin, keine Zeit verlor,
sorgt für den Bettler, der da fror.
Springt ab von seinen edlen Pferd,
zückt flugs das schwere, scharfe Schwert.
Teilt seinem Mantel schon entzwei,
damit der Trost und Hoffnung sei.
Drückt jenem Bettler in die Hand,
die Hälfte nun von dem Gewand.
Damit die Not nun endet
und ihm gleich Wärme spendet.
Kein Dank braucht er, kein großes Wort,
schon zieht er weiter aus dem Ort.
Er tat nur was das Herz ihm sagt,
das nicht nach Stand und Stellung fragt!
© Hansjürgen Katzer, November 2003