Nachruf auf den Wald
Und wieder frisst die Säge sich,
schwer durch die alten Stämme.
Schaut her, nur schaut, sie töten mich,
längst brechen all die Dämme!
Der Wald, gedeucht von Menschenhand,
es braucht mehr Platz, mehr Räume.
Nichts bleibt, was hier auf ewig stand,
die Gier fraß meine Bäume.
Hab Sturm und Feuer überlebt,
nun warf der Mensch mich nieder.
Der stets nach Wachstum ist bestrebt,
in seinem Denken bieder.
Sein Wachstum ist aus Geld gemacht
aus Gold und Dividenden.
Mir hat er den Garaus gebracht,
ließ elend mich verenden!
Nie wieder rauscht der Sommerwind,
durch meine grünen Kronen.
Nie wieder wird ein Vogelkind,
in meinen Ästen wohnen.
Vom Zweig befreit, raubt ihr mein Holz,
auf Stapel nun geschmissen.
Das was noch gestern stand mit Stolz,
mit Wurzeln rausgerissen.
Kein Tier kreucht mehr, das Leben stirbt,
bald kommen Baumaschinen.
Der Mensch, es selber sich verdirbt!
Was will er noch verdienen?
© Hansjürgen Katzer, Juni 2023