Punktuell
Ein Gedicht von
Hans Witteborg
Ein Punkt, schrieb ich vor ein´ger Zeit,*
beschließt den Satz, macht ihn nicht breit
Die Zeichensetzung macht es leicht,
daß man den Leser auch erreicht.
Der Punkt in digitaler Zeit
bewirkt dies nicht zu meinem Leid.
Vergess´ ich ihn bei den Adressen
der „e-mails“ ist dies zum Vergessen!
Der sogenannte Server zeigt:
„Nix mit der Botschaft, hast ´s vergeigt“
Ein Punkt, sofern er vorgesehen,
muß da sein und auch richtig stehen!
Man kannte weder Punkt noch Strich
im alten Rom. Man wundert sich,
daß trotzdem alles ankam mal
beim Adressat. Moderne pfeif ´aufs DIGITAL
*Springender Punkt
Ein Punkt, der mickrig, klein und mies
stets immer stand am Ende,
was ihn auf Dauer wohl verdrieß,
der wollte eine Wende.
Am Anfang eines Satz´ zu stehen,
dacht´ er das wär ein Traum:
keiner wird ihn übersehen,
denn am End` beachtet man ihn kaum.
In einem günstigen Moment
als niemand daran dachte,
da sprang er denn von seinem End
zum Satzanfang ganz sachte.
Ein Freudensprung für ihn – fürwahr
er fühlt sich richtig groß,
er stand ganz vorn am Anfang da.
Doch was geschah da bloß?
Als er sich erstmal umgeschaut,
da wurde ihm gleich klar,
der Platz war ihm so sehr vertraut,
weil das erneut das Ende war.
Das Ende von dem Satz vorher,
der Punkt war irritiert,
er tat sich mit Erkenntnis schwer,
dass er sich wohl geirrt.
Es springt ein Punkt mal her mal hin,
verlässt nie die Funktion,
das gibt nicht nur für Punkte Sinn
auch Leben ist Interpunktion!