Ein wirkliches Refugium
Ein wirkliches Refugium
Da haben sie mehr als fünfzig Jahre
In dem großen Haus mit vielen Zimmern
Gelebt, bis schneeweiß die Haare
Und ihr Gehen kommt ins Verschlimmern.
Niemals haben sie das so gewollt –
Und sind am Ende dennoch recht weise,
Denn wo das Alter ihnen Tribut gezollt,
Ändern sie nun ihre letzte Reise.
Sie haben eine Maisonette erworben,
Natürlich mit Aufzug im fünften Stockwerk:
Drei Zimmer, von der Maklerin gut beworben,
Der Notar vollendete Wunsch und Werk.
Das große Haus haben sie sehr gut verkauft,
Ihr Altersnest vom Verkaufspreis bezahlt:
Niemand, der sich da noch die Haare rauft,
Das Refugium, in schönsten Farben ausgemalt.
Dort leben sie immerhin mehr als zwanzig Jahre,
Die Stadt und die Märkte sagen ihnen zu
Und weil sie ab da nicht mehr mit dem Auto fahren,
Kommt auch ihr Seelenleben langsam zur Ruh'.
Denn sie wissen, dass ihr Haus in guten Händen:
Eine junge Familie hat es ihnen abgekauft.
So können sie jetzt auch noch reichlich spenden,
Den Rolator haben sie sich selbst gekauft.
Niemand sind sie jemals zur Last gefallen,
Das wissen auch Kinder und Enkel zu schätzen,
Die sie unterstützen, weil sie gerne bezahlen:
Manchen Urlaub, um Nachkommen zu herzen.
©Hans Hartmut Karg
2025
*