Homonyme
Ein Gedicht von
Günter Uebel
Ein Reigen von komfortabeln
mehrfach nutzbaren Vokabeln.
Ob bei Sonne oder Regen
rege Gedanken rege sich regen,
niemand wird sich ernsthaft rühmen
der Abstinenz bei Homonymen.
Schon gar nicht ein besonders flotter
ruheloser Globetrotter,
der Urlaub in der Bucht bucht,
Heilung seiner Sucht sucht
und lauthals auf der Flucht flucht.
Schon früher gab’s, nicht erst seit heute,
froh gestimmte, heitre Leute,
die sich den Küchenherd ersparten
und ihr Mahl im Garten garten.
Es wächst auf ausgedehnter Weide
bei einem Rinnsal eine Weide.
Die Biegsamkeit der Weidengerte
ist Basis für das ehrenwerte
Kunsthandwerk der Körbeflechter,
vererbt durch vielerlei Geschlechter,
damit aus jenem Material
von früh beim ersten Morgenstrahl
bis mitunter abends spät
viel nützliches Gerät gerät.
Mitunter gab es ganz extreme
Komplikationen und Probleme,
die Nathan und manch andrer Weise
lösten auf sehr weise Weise.
Gilt’s doch, Krisen zu besiegen,
die wir aufgrund von Kriegen kriegen.
Schwach wirkt oft, was man sacht macht,
kraftvoll, was man mit Macht macht.
Die Handelsleute zog’s in Scharen
dorthin, wo viele Waren waren.
So auch zu Messen und Bazaren,
wo Tänzer in sehr bunten Trachten
den Gästen zu gefallen trachten.
Der Winzer hofft, mit guten Weinen
bei Auktionen zu erscheinen.
Der Winzerin gereicht’s zum Weinen,
ist Tag und Nacht er auf den Beinen.
Gymnastik ist für Reich und Arm,
man läuft grazil mit Stil und Charme,
man beugt das Knie und streckt den Arm,
drauf ruht sich’s in den Kissen weich,
in Behagens Arm, in Traumes Reich.
Im Dienste mancher Großwildjäger
befinden sich auch Lastenträger.
Deren Füße sind nach Stunden
der Beanspruchung zerschunden.
Drum wird zum Leid der kühnen Jäger
der Schritt der müden Träger träger.
Der Landwirt fährt mit neuen Reifen
zum Acker. wo die Früchte reifen.
Man fand den Müller früh um sieben,
er war beschäftigt, Mehl zu sieben.
Die Omi blieb bis abends acht,
sie gab auf ihre Enkel acht.
Beim Wettbewerb der schnellsten Wagen
riskiert der Fahrer Kopf und Kragen.
Dennoch will er nicht verzagen
und mit seinem besten Wagen
den Wettstreit um den Lorbeer wagen.
Da sehr schwer die Bedenken wogen,
das Schifflein könnt’ nicht manövrieren
und angesichts sehr steiler Wogen
letzten Endes havarieren,
beließ man es im sichern Hafen,
und man konnte ruhig schlafen.
Vergaß man, den Tresor zu schließen,
und ist der andern Tages leer,
so darf man wohl auf Diebstahl schließen,
jedoch nur minder schwer.
Einem solchen Schluss — bezüglich Erkenntnis
folgt ein weiterer Schluss — bezüglich BeEndnis,
drum gibt’s auch hier zwei Arten von Schluss,
die reichen sich beide die Hände,
der eine ist ein Logikschluss, der andere das
ENDE
Günter Uebel, 2022