Als hätten sie keine eigenen Nasen
Ein Gedicht von
Greta Hennen
Als hätten sie keine eigenen Nasen
an die es sich fassen ließe
riskieren sie eine dicke Lippe
und verbrennen sich wieder den Mund
Als könnten sie sich selbst nicht sehen
auch nicht den Balken im Auge
bieten sie allem die Stirn,
ganz ohne dahinter zu denken
Als wären ihre Hände berechtigt,
den ersten Stein zu greifen
um ihn ziellos zu werfen,
im Glauben, wo's trifft ist es richtig.
Als könnten sie ihre Füße nicht steuern,
tropft herab das Fett von den Näpfen
die sie selten verfehlen.
Doch lässt sich nichts damit ölen.
Als könnten sie ihre Hände noch waschen
fehlt ihnen die Unschuld als Seife.
Die Ohren sind durchgehend geöffnet.
Es ziehen Gerüchte hinein.
Als wären da keine eigenen Türen,
vor denen sie kehren müssten,
halten sich selbst für die Frommen.
Sie werden ihr Fett abbekommen.
(c) Greta Hennen