Schlafenszeit
Ein Gedicht von
Gisela Danisman
Als Kind ich mich gut erinnern kann,
waren die Tage spannend und lang
und trotzdem wollt‘ ich nie in’s Bette geh’n,
weil die Tage einfach waren viel zu schön.
So murrte und so drückt‘ ich mich
aufzustehen vom Abendbrottisch,
Haare striegeln, lästig‘ Zähneputzen,
wem, dachte ich, sollte das schon nutzen?
Im Nachthemd endlich stand ich da,
obwohl ich gar nicht müde war.
Ab ins Bett hieß es in forschem Ton,
mach schnell, ich komme schon.
Reingeschlüpft unter wohlig‘ warme Decke
verkroch ich mich wie eine kleine Schnecke.
Dann kam Mama, setzte sich auf des Bettes Rand,
wie jeden Abend – mit einem Buch in der Hand.
Sie las Geschichten mir aus 1001 Nacht,
was Aladin mit der Wunderlampe gemacht,
was der kleine Muck so unternahm
und wie Ali Baba zu 40 Räubern kam.
Von den Gebrüder Grimm gab‘s 1000 Märchen
vom bösen Wolf und auch vom Klärchen,
vom Hans im Glück und dem tapferen Schneiderlein,
vom Rumpelstilzchen bei seinem Tanz allein.
Vom Aschenputtel und Alice im Wunderland,
und ich - mich andächtig in all‘ den Wundern befand.
Die Lider wurden schwer, die Augen fielen zu,
lächelnd versank in tiefen Schlaf ich im nu.
Mama ganz zart über meine Haare strich
und ich fühlte, wie sie leise aus dem Zimmer wich,
ein sanftes Gute Nacht flüsterte, mein liebes Kind,
schlafe wohl, der nächste Morgen kommt geschwind.
03.11.2021GiselaDanisman