Sonett für den ertappten Lügner
Bevor du heimgehst, brich dein dunkles Schweigen,
sprich offen, schau mir direkt ins Gesicht.
Warum dein Mund wohl nie die Wahrheit spricht?
Du sollst nicht lügen, sondern ernste Reue zeigen.
Wie oft Ertappte ihre Blicke neigen,
gerad, als stünden sie schon vor Gericht
und doch bekennen sie die Schuld noch nicht,
sie tanzen weiter in dem Höllenreigen.
Ich will dein Stillsein länger nicht ertragen,
leck still die Wunden, die du mir geschlagen
und warte, dass der Schmerz verblasst.
Dann, irgendwann, werd‘ ich ganz ohne Fragen,
und ohne mich darüber zu beklagen,
erkennen, du warst meiner Seele Last.
floravonbistram 1994