Eine Stimme für die Alten
Ein Gedicht von
Farbensucher
Warten. Warten auf was?
Dass unser Frühling ungesehen welkt
bis Sonnenglut die bunte Pracht versengt,
Herbst faulig Laub in müde Erde senkt?
Dass unser Leben still, von selbst ins Grabe fällt,
wenn alles Leben den Atem für uns hält?
Es klopft schon lange keiner an die Fenster!
Wir leben längst schon täglich mit Gespenster.
Nur Regen tropft beharrlich noch in unsre Zeit.
Gestern heute morgen ist heute schon und bleibt.
Verwirrt noch mehr, Gedankenleere macht sich breit
und leeres Herz und leere Tage. Einsamkeit.
Warum schützt ihr nicht die Alten in den Häusern,
holt sie ab aus ihren dunklen Träumen?
Und nimmt sie an die Hand, auch mal in Arm,
vertreibt damit auch eure Angst und Todeswahn?!
Wir fürchten nicht den Tod, nur unser einsam Sterben.
Liegen doch alle irgendwann in unsren Särgen.
So viele Tode haben wir erlebt.
So viele Träume in den Wind gewebt.
Nimmt uns nicht das, was heut' uns noch belebt!
Jetzt bleiben wir allein mit dieser Last,
dass man uns doch noch irgendwann mal hasst,
weil alles Leben wegen uns ist weggesperrt,
zum Schutz der Kranken und der Alten – wohlgemerkt!
Es haben längst alle kapiert:
Wir sind das Risiko - nicht ihr!
Das kann doch nicht die Lösung aller sein,
dass JEDER bleibt im trauten Heim ALLEIN!!
Für uns wird das zum Totenschein -
geht nicht in die Statistik ein…
22.03.2020