Der Rattenschwanz - eine unendliche Geschichte
Ein Gedicht von
Farbensucher
Lehn dich nicht aus dem Fenster,
sagt die Vorsicht, bleib unsichtbar.
Nicht das, was 'du' siehst -
gesehen werden bringt dich in Gefahr.
Siehst du, wie schon die Finger
wie ein Gesetz auf dich zeigen?
Dahinter die Gesichter,
die ihre Namen verschweigen.
Siehst du, sagt die Absicht,
wohin drei ihrer Finger zeigen?
Ihr Schweigen wird bröckeln;
nicht die Lüge, Wahrheit wird bleiben.
Weißt du, sagt die Wahrheit,
mich tragen so viele Gesichter,
ich bin in allem ein Körnchen -
doch ist jeder ein Richter.
Siehst du, sagt der Richter,
ich habe so viele Vertreter;
in Wahrheit ist Wahrheit
in Recht und Gesetz viel diskreter.
Siehst du, sagt das Recht im Gesetz,
ich bin Gesetz für jeden -
für einige Segen,
andre müssen mit Unrecht leben.
Siehst du, sagt die Vorsicht,
was bringt's, sich aus dem Fenster lehnen?
Es ändert sich nichts,
Recht und Unrecht wird es immer geben.
Weißt du, sagt die Absicht,
ich will sichtbar am Fenster bleiben -
das Körnchen Wahrheit wird
auch im Unrecht Blüten treiben.