Das Kleid

Ein Gedicht von Farbensucher
Sie steht am Fenster. Die Pupillen weit.
Sieht durch die Jahre. Fettige Haare.
Schlaflose Nächte. Tag für Tag bereit.

Winken am Fenster. In Wärme und Glück.
Kinder sind Leben. Leben ist Geben.
Sie geh'n des Weges. Noch ein Blick zurück.

Schlaff sind die Hände. Das Kleid ist im Schrank.
Zu viel ist zu tun. Der Alltag, Tyrann.
Wäsche und Kochen. Und Wohnung blitzblank.

Gute-Nacht-Lieder. Ein inniger Kuß.
Halten in Armen. Trost für die Narben.
Für gute Träume. Für Herzen im Fluß.

Fettige Haare. Das Kleid ist im Schrank.
Es wartet der Mann. Auf ein Irgendwann.
Traumlos die Nacht. Und nichts, das verband.

Die Kerze flackert. Ein Schatten im Licht.
Grauseidene Haare. Das Kleid trägt die Jahre.
Sie trägt nur Trauer. Um sinnlos' Verzicht.

Informationen zum Gedicht: Das Kleid

501 mal gelesen
17.05.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Farbensucher) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige