Energiewende.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Früher, da reichte für das Bügeleisen eine Steckdose im Zimmer
und eine für`s Radio, das lief tagsüber immer.
Familie in der Küche, gemütlich im Warmen,
das Wohnzimmer heizte man nur, wenn Verwandte an Festtagen kamen.
Sparsam war das auch mit den Lampen gedacht,
nichts war illuminiert die ganze Nacht.
Düster finster war draußen die Welt,
wurde sie nicht vom Mond erhellt.
Wenn die Dunkelheit anrückte,
dann man erst auf den Schalter drückte.
Müde durch Arbeit ohne Television,
löschte man das Licht beizeiten schon.
Man war bald im Bett, UND,
das frühe Aufstehen war gesund.
Die Berechtigung der Hausfrau war von hohem Werte,
denn der Haushalt ohne Geräte bescherte ihren Einsatz von früh bis spät;
an der Nähmaschine hat sie noch mit Fußantrieb genäht.
Die schweren Teppiche hingen auf der Stange,
der Klopfer tanzte ziemlich lange;
bald hing das Knüpfwerk wieder auf der Stange.
Die Wäsche gesammelt, sortiert, eingeweicht, gekocht, gespült,
im Wasser erst heiß, dann wieder gekühlt,
gewrungen, gebleicht, aufgehängt, abgenommen, gebügelt
in die Schränke geschlichtet akkurat geschniegelt.
Das war Arbeitskraft pur, wenn`s hoch kam,
hatte man ein Bügeleisen mit Schnur.
Der Küchenherd, beheizt mit Holz und Kohle,
erhitzte den Wasserkessel zum körperlichen Wohle,
denn, gewaschen wurde sich- ohne Wanne und Brause-,
morgens und abends zu Hause.
Einmal in der Woche wurde gebadet,
da war man stolz,
wenn die Wanne aus Zink war oder aus Holz.
Die wurde in die Küche geschoben,
die Kinder eingeseift von unten bis oben.
Allmählich erwachte der Wunsch nach Elektrizität:
Waschmaschine, Kühlschrank, Quirl, Föhn, Fernseher und sonstigem Gerät.
Was man dem Fortschritt auch abverlangte,
die Verhältnismäßigkeit schwankte.
Zu viele Wünsche, zu wenig Gehalt,
so wartete man halt.
Und, wenn der Nachbar seine Neuanschaffung zeigte,
man schnell zu Missgunst neigte.
Der Mensch träumte nun vom Leben,
sich mit schönen Dingen zu umgeben.
Er war vom Wirtschaftswunder fasziniert,
allmählich elektrisch modernisiert,
was sich hinzog auf Jahre und Jahrzehnte,
aber nun hatte er, wonach er sich sehnte.
Sein Strom ist global, er kann ihn verschwenden,
die Reichweite scheint niemals zu enden.
Er bedient das Facebook aller Länder,
gibt sich sorglos als Verschwender,
denn Strom hat er reichlich im Angebot,
solange er fließt ist noch keine Not.
Wo er auch ist, eine Steckdose allein tut`s nicht,
da muss schon ein Verteiler her für die Auflade- Installation:
MP3-Player, Laptop und Smart-Phone.
Auch wir verbrauchen Strom wie die meisten,
noch können wir ihn uns leisten,
doch auf die Dauer brauchen wir Energie ohne Ende und das wird teuer mit der Wende.
Mit erneuerbaren Energien, wollen wir dem alten, dem Fossilen, zu Leibe rücken, das ist ein anderes Thema, das muss uns erst glücken.
Ganz plötzlich: Krieg in Europa!! Der Anfang ist schrecklich, ungewiss das Ende: Energiewende.

Informationen zum Gedicht: Energiewende.

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17.05.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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