Jugendträume und Wahrheit
Als sehr junger Mensch mit intaktem Sinn
Als Kind der Mutter in deren Herzen drin
Als Kind des Vaters das Genie entfacht
Hat in des Kindes Hirn die Fantasie gelacht
Die Gedanken kreisten, deren Flügel
Dem Kind wurde im Fluge niemals übel
Die Landung nach den tollen Schweben
Erfolgte lachend voll im Leben
Die Augen strahlten leuchtend hell
Die Wangen röteten sich sehr schnell
Die kleinen Händchen suchten, fanden
Groß und Klein sich aneinander banden
Die Stimme hoch und etwas spitz
Der kleine Mensch macht einen Witz
Der Vater lacht, die Mutter auch
Erfolgsgekrönter liegt auf dem Bauch
Die Windeln sind schon bald vergessen
Der Erfolg in Noten, Punkten abgemessen
Ja, das Leben schreitet eilig fort
Berufung scheint mir das neue Wort
Erlernt, erfahren und bemeistert
Für neue Ziele dann begeistert
Sind die Jugendträume Grund
Für manch alten Menschen's Fund
Gelehrt verfahren, nicht entgeistert
Manch Genie war auch verkleistert
Manch Freude nicht zu teilen
Argwohn wollte bei uns Weilen
***
Manch Lachen schräg verhoben
Muss man sich dennoch loben
Erhebt die Wahrheit sich zum Schluss
Ist das Verzeihen ein Genuss
***
Wahrheit wiegt so schwer
Wie des Menschen Ehr
Sie trübt uns unsere Sinne
Wickelt seidig ein, wie eine Spinne
Sie orakelt gar zu uns am Ende
Wie es wär, wenn man sie fände
Und, auf dass es klingt gewagt
Geburt und Tod sind von ihr angesagt
Auf dem Lebensweg in seiner Länge
Herrscht um sie nur mäßiges Gedränge
Man entfernt sich so weit 's von Not
Gut geht 's solang' die Seel' im Lot
Überspannt man den Faden über 's Maß
Dann beißen erst die Freunde in das Gras
Deren falschen Vertreter mehren sich
Die Verwandten, die beschweren sich
Bis dass dann nichts mehr stimmt
Das Unrecht den arg Üblen neu trimmt
Der dann auf 's Neue damit konfrontiert
Worüber er länger nicht mehr philosophiert
***
Jugendträume werden heute selten wahr
Wenn die Jugend nicht sehr glücklich war
Und: Wem das 'Jugendlich' nicht passt
Dem ist dazu das 'Altsein' noch verhasst …
© Auris cAeli