Der neue Platzhalter für Intelligenz (AI)

Ein Gedicht von Caeli
AI (Artifical intelligence)

Seit Jahrzehnten, seit fast einem Jahrhundert sitzen Naturwissenschaftler da, Mathematiker, und formulieren Sprache, die inzwischen mit Hilfe des sehr schnellen elektrischen Stroms logische Funktionen simulieren und deren vielgestaltige Produkte unserem Bewusstsein zugänglich machen kann. Mit den ersten Erfolgen am Anfang des letzten Jahrhunderts weitete sich das Tuen dieser Wissenschaftler aus, deren Berufsfeld wurde breiter und es bildeten sich im Lauf der Jahrzehnte eigene Berufsstände heraus. Die Informatiker. Programme sind deren Arbeitsprodukte.

Es gibt inzwischen viele Logiker, Programmierer, Informatiker. Informationstechniker.


Der Logiker

Sein Tätigkeitsfeld: Die Verarbeitung von Informationen. Er nutzt dabei in aller Regel Maschinen, Rechner, Computer, auf denen er seine Softwareentwicklungen einsetzt. Die Entwicklung der Software, der Programme, ist zeitaufwendig.
Die ersten Schritte unternahm man zunächst mit mechanischen Rechenmaschinen, dann entwickelte man elektrische Schaltungen am Reißbrett, sogenannte logische Gatter, die bestimmte mathematische Funktionen ausführen konnten. Es wurde ‚Hardware‘ konstruiert: erst Relais- und Röhrenschränke, später, nach Erfindung des Transistors, Elektronik auf Leiterplatten.


Programme

Dann, im nächsten Schritt, entwickelte man komplexere Schaltungen; die logischen Funktionseinheiten ließen sich dabei mittels alphanummerischer Befehle steuern. Man erdachte Programmroutinen: Befehlssequenzen aus speziellen, kurzen Maschinenbefehlen, Abfolgen von Nullen und Einsen, die in einen Speicher geladen und dann abgearbeitet wurden.

Zunächst waren dies einfache Assemblerprogramme: Das Jonglieren der schier unendlichen Abfolgen von Nullen und Einsen wurde beim Assembler durch Befehle in Gestalt von ‚Mnemonics‘ ersetzt, um beispielsweise zwei Zahlen zu addieren. Aber auch das war nicht gut handzuhaben. Sehr bald befasste man sich mit der Entwicklung von Compilern und Interpretern. Die beiden Varianten, Übersetzungsprogramme, gestatten den Programmierern die Verwendung von weitaus mächtigerer Sprache.
Da der Bedarf für Compiler früh erkannt wurde, ersann man erste brauchbare schon in den 1950er Jahren. Fortran ist so eine Programmiersprache. Hier werden sprachliche Fragmente in geordneter Form aneinandergesetzt, in einer festgelegten Syntax, um eine erdachte Aufgabenstellung an die Maschine zu übermitteln.
Heute, mehr als siebzig Jahre später, ist eine Maschine mit dem Auftrag „Backe ein Brot“ zumeist noch überfordert. (Man müsste das aber mal versuchen. Alexa kann das vielleicht schon. Wird sich schon mal wer verquatscht und gesagt haben, dass es beim Bäcker Brot gibt. Sie bestellt es dann …)

Die Sprachen veränderten sich stetig, wurden und werden komplexer. Es gibt nicht eine, es gibt inzwischen hunderte. Von etwa 350 spricht man als alltagstauglich, wobei sie aber teils sehr speziell ausfallen. Insgesamt existieren einschließlich der Fakes ca. 1500 verschiedene Ansätze, die aber nicht immer auf ernsthaftes Programmieren ausgerichtet sind.



Logiker …

Menschen, die sich mit der Programmierung befassen, sind die Logiker. Sie wenden viel Zeit auf um Probleme gedanklich zu analysieren und sich an deren Lösung zu machen. Sie stochern in allem herum. Finden sie ein Ende, dann ist das Problem nicht mehr zu gebrauchen. Jedoch gilt: So lange das Problem existiert, sind sie dort zu finden, wie die Motten ums Licht.

Ist diese Berufsgattung mit einem Problem fertig, dann ist es ‚desinfiziert‘, um das Problem herum alles Leben ausgelöscht.


Logiker… und das Problem

Die große Mortalität um ernste und weniger ernste Probleme begründet sich vermutlich darin, dass die Logik es uns Menschen erlaubt, die Oberfläche des Seins zu durchstechen. Wobei das Darunter danach dann aber sofort und unmittelbar eine neue Grenzschicht ausbildet und sich wieder verschließt, das allerdings in aller Regel auf unvorhersehbare Weise.

Man weiß hernach genau so viel als wie zuvor…
Des Rätsel Lösung in einem neuen Problem vergor …

Der Logiker trachtet bei seinem Stochern im Sein danach, bei der Problemidentifikation also, alle Vorgänge, unerwünschten Seinsverschiebungen, akribisch aufs Genauste zu beobachten um sie dann zu analysieren. Er bewegt sich dabei im Nahfeld seines Versuchs, fixiert, seziert nach Leibeskräften.

Im Fernfeld forscht er, entwickelt, kommuniziert als Kind seiner Zeit, hat viele Geschwister, die ihrerseits beobachten, forschen, entwickeln. Ein Netzwerk. Organisiert.

Er übt sich für Generationen in gemäßigtem Rausch, ein kleines Problem. Er ernüchtert, erkennt: "Da ist ein Problem."
In der nächsten Generation diagnostiziert er sich selbst als Ursache des Problems und verwächst damit; er identifiziert sich. Erst in der dritten Generation nach der Ernüchterung wird er zum Bestandteil der Lösung.
Nur sehr selten reicht auf Grund der vielgestaltigen, oft amorphen Umwelt und der manigfaltigen Ablenkungen eine einzelne Generation für eine Problemlösung. Meist wird die zur Aufgabe von Kindern und Kindeskindern... .


Ein Problem, ein Problem
Schwer zu sehn, zu verstehn
Arg bestraft ist, wer es findet
Wird dazu noch erblindet ...

Tatsächlich: Oft vergeht das Leben des Logikers darüber. Man munkelt gar, er stirbt irgendwann aus.



Alles Gut!

Trotzdem! Alles Gut. Der Wissenschaftler, der Logiker, der Problemlöser, hat seine Berufung empfangen, wird als begnadet empfunden und als Beglückter weiterempfohlen. Er geht in die Geschichte ein.


Der Programmierer im Speziellen

Gerade als Programmierer weiß er in unserer Zeit einen großen Teil seines Geistes rationalisiert, verdinglicht. Es kann also sein, als Programmierer trifft er sich irgendwann in seinem Leben einmal selbst wieder. Das kann zu gedanklichen Fragestellungen führen. In jedem Fall gilt:

Er allein macht die Lösung des Problems zum Bestandteil des Systems.

Ihn, den Logiker selbst, in Software umzusetzen um diese dann zu Übertakten, mit dem Hintergrund einer enormen Geschwindigkeitssteigerung, zur baldigen Übernahme der Alleinherrschaft über alle gewesenen und noch kommenden Logiker, ist das Ziel der Entwicklung verschiedener marktführender Konzerne.
Erste Gespräche zwischen dem Logiker, dem Programmierer, verschiedenen Werbeabteilungen, Werbeagenturen und dem lieben Gott sind bereits angestrebt und die bislang leider noch zögerliche Kontaktaufnahme wird über ChatGPT, Open AI, gegenwärtig dem Publikum offenbart.

© Auris cAeli

Informationen zum Gedicht: Der neue Platzhalter für Intelligenz (AI)

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27.11.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Caeli) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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