Das Schloss

Ein Gedicht von Caeli
Ein altes Schloss
Stets durch Verschlossenheit verdross
Als es dann wieder offen
War man geradezu betroffen

Woran ich solange nicht mehr geglaubt
Sogar der Baum im Hof des Schlosses ist belaubt
Grüne Blätter haben sich hervorgetraut
Kleine weiße Blüten, des Morgens nass betaut

Der Brunnen tief und kühl
Erweckt nun wieder das Gefühl
Dass hier ein Platz
An dem die Erde birgt einen Schatz

Die letzten Jahre war es still
Es scheint, dass die Zeit sich ändern will
Man hofft, dass es bald weitergeht
Sich der Wind zum Guten dreht

Aus des Schlossherrns Ruhezimmer
Dessen offenem Fenster
Kann man des Frosches Quaken hören
Was ein Schlimmer!
Was ein Gangster!
Trotzdem will es uns ganz und gar nicht stören

Wie er so da sitzt und quakt
Am Herz der seinen Dame nagt
Da wird mir als Mensch ganz warm
Wie hängt der Frosch an seinem Schwarm

Das Wappen des Hohen Herrn
Am Giebel ist nicht gerad´ modern
Die Fahne an des Schlosses Fahnenmast
Genau zu diesem Wappen passt

Der Schlossherr im Hof blickt weit nach oben
Wo des Wetters Kräfte ganz besonders toben
Des Schlosses Dach grenzt an die Zinnen
Unten an des Schlosses Dach befinden sich die Regenrinnen

Durch einen Knick will schon seit Wochen
Manch Regentropfen besonders laut aufs Glasdach der Veranda pochen
Was den Schlossherrn ärgert und erzürnt
Ganz besonders wenn es blitzt und stürmt

Das juckt den schwarzen Raben wohl nicht weiter
Der da sitzt auf des Daches Leiter
Die dort führet zum Kamin
Dass der Rabe kräht sei ihm verziehn

Des Schlosses tiefer Wassergraben
In dem sich die Karpfen schwimmend vorwärts tragen
Ist dieser Tage von oben beinahe grün
Das raue Hornblatt will dort diesmal blühn

So wirkt die Kulisse hier vor allem schön
Was den Schlossherrn doch versöhn
Um das Schloss trägt sich der Duft von trocknem Heu
Die erwärmte Luft des Dichters Herz zutiefst erfreu

So kommt es trotz und alledem, was nicht erstaunt
Dazu, dass ein Termin mit dem Dachdecker anberaumt
Der soll sich nun kümmern und des Schlosses
Dach und Rinne
In des alten Schlossherrns Sinne

Der Rabe brummt und haut gleich ab
Weil es für ihn da oben auf dem Dach keine rechte Ruhe gab
Als er so auf- und fortgeflogen
Hat er das Glasdach noch schnell um seine Transparenz betrogen ...

Der Hausherr scheint ernst, er geht vom Hofe fort
Hebt die Hand und spricht kein Wort
In das Schloss der Schlosstür steckt der Herr und Mann
des Schlosses Schlüssel herrisch dann

Dreht ihn herum und schließt ab
Das Tageslicht wird langsam knapp
Als Beobachter der Lage
Ich mich aus meinem Verstecke wage

Suche den Weg in des Schlosses Verlies
Ein Ort im Schloss tief unten, ich fühl mich mies
Gleich daneben findet sich des Schlosses Folterkammer
Ich hör ihn nicht, den übellauten Katzenjammer

Ich find ´nen alten Freund von mir dort eingesperrt
Er lacht vor Freud´, der Rausch, wenn auch verzerrt
Ich spreng seine Ketten, mach ihm Luft
Dem netten Kerl, dem alten Schuft …

*****

Ob der Freiheit waren wir beide erst betroffen
Haben dann ein paar Pullen Wein gesoffen
Ich blieb nüchtern, er war voll
Ich blieb schüchtern, er war erst toll

Dann knickten seine Beine weg
Lallend landete er im Dreck
Zuletzt hat er sich erbrochen
Ist dann auf Knien weggekrochen

Ich hab ihn dann zurück gebracht
Seine Ketten wieder festgemacht
Die Folterkammer abgeschlossen
Das Tageslicht war fast erloschen …

*****

Drum merke:

Was mancher für die große Freiheit hält
Ist gleichzeitig das Ende seiner kleinen Welt

und:

Wer in Beruf und Leben stets angekettet
Den hat die große Freiheit nicht gerettet
Denn als kleiner Arbeitsmann
Kommst du als Schlossherr nicht gut an

© Auris Caeli

Informationen zum Gedicht: Das Schloss

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09.01.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Caeli) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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