Poet und Vollmond
Ein Gedicht von
Anouk Ferez
Ein letztes Lachen zieht von Kinderlippen
wie eine bunte Fahne übers Meer.
Die müde Sonne stürzt von hohen Klippen
und Schwüle wiegt wie lauter Blei so schwer.
Und Wolkenpanther streifen – leise, leise –
in dichten Lüften. Durch die Stadt am Meer
erklingt, nein, schluchzt in D-Moll eine Weise,
flirrt grillengleich im Zwielicht zu mir her.
Kein Schlaf erlöst heut meine matten Glieder.
Mich flieht die Ruh, mich fliehn die Träume.
Und, ach, so schwer sind meine Augenlider,
mein unstet Geist jedoch irrt durch die Räume.
Mich locken altbekannte Mondscheinpfade;
ich tret hinaus und wank zum wispernd Meer.
Wie milchbegossen wirken die Gestade,
vom Licht geküsst – doch still und menschenleer.
So rund. So groß. Es strahlt auf Tintenwogen
die nächtliche ›Laterne‹. All mein Klagen
versend ich an die Sterne droben:
„Adé. Geb’s Gott. Zieh mit dem großen Wagen …“
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